und 29. April 1938 nach London reist, um doch noch einmal den Versuch zu ma-104 Churchills Memoiren, Seite 335
105 Benoist-Méchin, Band 6, Seiten 169-178 und Gamelin, Seiten 322 ff 150
chen, die Briten zu einer Garantieerklärung für den Bestand der Tschechoslowakei zu bewegen, entgegnet ihm Chamberlain während der Gespräche:
Doch die englische Regierung teilt der französischen und auch der deutschen Reichsregierung mehrfach mit, daß sie im Falle eines Krieges, in den Frankreich eingreift, auf der Seite Frankreichs stehen werde107. So hat England nach Auffassung der dort amtierenden Regierung ein Interesse, daß der Konflikt der vielen Völker innerhalb der Tschechoslowakei keine Kettenreaktion in Gang setzt, bei der erst die Tschechen die Franzosen und dann die Franzosen die Briten in einen Krieg mit Deutschland ziehen. Lediglich eine Gruppe von Oppositionspoli-tikern um Winston Churchill vertritt jetzt in England schon die Auffassung, daß Großbritannien sogleich eine „Große Allianz“ mit Frankreich und der Sowjetunion zum Kriege gegen Deutschland schließen müsse. Und Frankreich hört nicht auf, die Tschechen und Slowaken in Illusionen einzuwickeln. Ministerprä-
sident Daladier wiederholt das französische Truppenversprechen gegenüber der Regierung der Tschechoslowakei vom vergangenen März noch einmal wider besseres Wissen und erklärt am 12. Juni 1938:
Chamberlains erster Vermittlungsversuch und Benešs Vorschlag
zur Aussiedlung der Sudetendeutschen
Chamberlain sieht realistisch, daß die Ereignisse nun auf einen Krieg zutreiben, der die Briten gegen ihren Willen auf die Seite der Tschechen zwingen würde.
Die Sudetendeutschen fordern ja inzwischen offen ihren Anschluß an das Reich.
Die Wehrmacht steht „Gewehr bei Fuß“, um bei den Tschechen einzugreifen.
Neue Zusammenstöße nehmen scharfe Formen an. Die tschechische Regierung verhängt daraufhin das Standrecht über 13 sudetendeutsche Kreise. In dieser La-ge versucht Premierminister Chamberlain zu retten, was zu retten ist.
106 Benoist-Méchin, Band 6, Seite 185
107 Henderson, Seite 132
108 Churchill Memoiren, Seite 355. Der franz. Botschafter François-Poncet datiert ein solches Versprechen auf den 12. Juli 1938, siehe François-Poncet, Seite 370
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In der Nacht vom 13. auf den 14. September schreibt Chamberlain Hitler einen Brief und bietet an, sofort nach Deutschland zu kommen, um gemeinsam mit ihm eine friedliche Lösung der anstehenden Probleme in der Tschechoslowakei zu suchen. Chamberlain wagt diesen Schritt, ohne sich vorher mit seinem Außenminister oder gar dem ganzen Kabinett darüber abzusprechen. Hitler stimmt dem sofort zu und lädt den englischen Premierminister zum Tag danach nach Berchtesgaden ein. Er überlegt sogar, selbst nach England zu fliegen, um dem fast 70jährigen Chamberlain die Beschwerden einer solchen Reise abzunehmen.