»Laurie Winters und Jasmine Oriol«, fuhr sie fort. »Erstere wurde tot in Bethesda, Maryland, gefunden, Letztere in Savannah, Georgia, im Abstand von vier Monaten. Beide alleinstehend, beide jünger als vierzig, beide aus dem Großraum Miami, keine hat ein Selbstmordschreiben hinterlassen. Die eine unterwegs auf Geschäftsreise, die andere freischaffende Fotografin auf Auftragsreise. Und beide, wie Sie sehen werden, mit der gleichen Fraktur des größeren Zungenbeinhorns. Beachten Sie, dass im Fall von Winters nur das rechte Zungenbeinhorn gebrochen ist; bei Oriol sind beide Zungenbeinhörner gebrochen. Das ist aus den Röntgenbildern ersichtlich. Zur Verteidigung des Rechtsmediziners, der damals die Obduktion vornahm, sollte ich allerdings darauf hinweisen, dass bei beiden Opfern der Hals äußerlich sehr starke Hautabschürfungen aufwies – wenn auch nicht in dem Maße wie bei Flayley –, wobei im Fall von Oriol zudem das Knorpelmaterial des Kehlkopfs eingedrückt ist.«
Während Fauchet dies ausführte, blätterte Coldmoon in den Fotos: ein paar Farbfotos der Tatorte der Selbstmorde, einige Nahaufnahmen vom Hals der Opfer vor und nach der Sektion, und die Röntgenbilder, die Fauchet erwähnt hatte. Die Frakturen waren zwar eingekringelt, aber er musste trotzdem ganz genau hinschauen, um die Haarrisse zu erkennen. Es war so, wie Fauchet sagte: Unter diesen Umständen hätte man ein ziemlich paranoider Rechtsmediziner sein müssen, um, ganz buchstäblich, den Schädel unter der Haut zu erkennen.
»Wie es scheint, wurden diese beiden neu entdeckten Opfer demnach von einem Rechtshänder getötet«, sagte Pendergast. »Wie auch Elise Baxter und Mary Adler.«
»Ja. In allen vier Fällen waren einer oder beide Flügel des Zungenbeins gebrochen, wobei der rechte Flügel in allen Fällen stärkere Verletzungen aufweist als der linke.«
»Allerdings nicht bei Agatha Flayley. Sie sagten uns, dass Ihnen bei Ihrer zweiten Untersuchung des Leichnams aufgefallen sei, dass der linke Flügel des Zungenbeins eine Grünbruchfraktur aufgewiesen habe – aber nicht der rechte.«
»Das stimmt«, sagte Fauchet.
»Und dann ist da noch mein Freund Ianetti, der Dokumentenexperte«, ging Grove dazwischen. »Laut seiner Aussage wurden die beiden von ihm untersuchten Briefe von einer linkshändigen Person verfasst – was der Art und Weise entspricht, wie die Kehlen der jüngsten Opfer mutmaßlich durchtrennt wurden: von hinten, und von rechts nach links.«
Es entstand ein Moment der Stille. Dann verlagerte Pendergast sein Gewicht auf dem Korbstuhl. »Na ja, was ist ein Serienmord schon ohne Rätsel? Wie auch immer, ausgezeichnete Arbeit, Dr. Fauchet. Dank Ihnen und Commander Grove haben wir jetzt fünf vor langer Zeit verstorbene Opfer identifiziert, auf die wir unsere Ermittlung gründen können.« Er hielt kurz inne. »Noch eine zusätzliche Frage. Dr. Fauchet, Sie haben deutlich gemacht, wie schwierig es ist, diese Fälle als Mord statt als Selbstmord zu klassifizieren, und dass sie eine chirurgische oder radiologische Untersuchung erfordern. Wie sieht das Ganze aus der Sicht einer
Dr. Fauchet runzelte die Stirn. Es schien, als hätte Pendergasts Bemerkung bezüglich der augenscheinlichen Linkshändigkeit des Flayley-Mörders sie ein wenig ernüchtert. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstehe, was Sie meinen.«
»Diese Frauen wurden von zwei starken Händen erdrosselt. Die Strangulationsmerkmale, das angebliche Ersticken durch eigene Hand, wurden nachträglich hinzugefügt. Wenn Sie diese Hälse direkt mit den Fingern palpieren, abtasten würden – und dabei die visuellen Hinweise auf Abschürfungen und Quetschungen ignorieren –, würden sich die Schädigungen an den Zungenbeinhörnern anders
»Die Frage habe ich mir noch nie gestellt. Ich … na ja, ich nehme an, dass das der Fall wäre. Man könnte vielleicht sogar spüren, wie der Knochen bricht, wenn man die Hände um den Hals legt – eine Art Knacken, würde ich meinen. Warum fragen Sie?«
»Ich habe mich nur gefragt, ob uns der Mörder unbewusst – oder
Jetzt meldete sich Grove zu Wort. »Ich habe mich bereits mit Lieutenant Sandoval in Verbindung gesetzt, damit wir Hintergrundinformationen zu Winters und Oriol erhalten. Dr. Fauchet, wenn Sie alle relevanten Daten zu den fünf Obduktionen zusammenstellen könnten – den beiden, die Sie durchgeführt haben, und den dreien, deren Befunde Sie analysiert haben –, wäre das sehr hilfreich.«
»Ist schon in Arbeit«, sagte Fauchet.
»Da wäre noch etwas«, sagte Pendergast. »Commander, ich glaube, die Polizei in Miami sollte die Gräber von Winters und Oriol überwachen lassen.«
Es entstand eine unbehagliche Stille. Grove räusperte sich. »Ja. Ich erkenne die Logik dahinter. Gott bewahre, aber wenn er erneut mordet, können wir ihn vielleicht dabei erwischen, wie er eines dieser Gräber, ähm,