»Wir haben das Recht, es zu
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»Unheimlich vertrauenswürdig hier draußen«, sagte Coldmoon.
»Ich bezweifle allerdings, dass jemand den weiten Weg hierher zurücklegen würde, nur um ein so spezialisiertes Wasserfahrzeug zu entführen.«
Coldmoon rief einen Gruß – einmal, zweimal –, bekam aber keine Antwort – bis auf das Gesumme der Insekten.
Pendergast griff in seinen schwarzen Anzug – Coldmoon wunderte sich schon längst nicht mehr darüber, wie Pendergast es aushielt, bei dieser Hitze und Schwüle im Anzug herumzulaufen –, holte einen Geld-Clip hervor, zog einen Hundert-Dollar-Schein heraus und spießte diesen auf einen rostigen Nagel, der aus dem Schild ragte. Dann deutete er auf das Boot. »Sie sind eingeladen.«
41
Fauchet hatte die Akte zu Jasmine Oriol bereits gelesen und wusste deshalb, dass sie weitaus dürftiger war als Laurie Winters’. Oriol war in einem Motel außerhalb von Savannah, Georgia, aufgefunden worden. Der Fall war nicht von einem Rechtsmediziner betreut worden, sondern von einem nicht promovierten, amtlich bestellten Bezirks-Coroner, der wiederum die Obduktion einem Assistenzarzt am örtlichen Krankenhaus überlassen hatte. Es konnte durchaus sein, dass es sich um seine erste echte Autopsie handelte. Und so sah die Arbeit auch aus. Die forensischen Fotografien waren amateurhaft und unterbelichtet. Das Gutachten, welches sie begleitete, war nahezu nutzlos. Keines der Fotos des Zungenbeins war so scharf, dass es irgendetwas Nützliches zeigte. Der toxikologische Bericht deutete darauf hin, dass man, so wie bei Winters, in Oriols Körper weder Alkohol noch Drogen nachgewiesen hatte – und das war’s dann auch schon. Fauchet schüttelte den Kopf, suchte die Fotos zusammen und steckte sie zusammen mit dem Gutachten des Coroners zurück in die Akte. Ohne Exhumierung musste sie den Bericht in Bezug auf den gebrochenen Zungenbeinflügel einfach glauben. Andererseits waren es die nicht medizinischen Aspekte des Verbrechens, die sie inzwischen faszinierten – vor allem die Möglichkeit, dass sich der ermittelnde Cop, so wie im Fall von Laurie Winters, die Nummernschilder notiert hatte.
Sie schlug die Berichte der Polizei auf. Jasmine Oriol war unterwegs gewesen, von Miami kommend, um ihren Verlobten in New York City zu besuchen, wo er Medizin studierte. Es war der erste Abend ihrer Überlandfahrt. Florida ist ein verdammt langer Bundesstaat, und womöglich war Jasmine morgens erst spät losgefahren, jedenfalls war sie nicht weit gekommen.
Zu Fauchets großer Enttäuschung hatte der ermittelnde Beamte das Gästebuch des Motels nicht kopiert und auch nicht die anderen Gäste und die Kennzeichen ihrer Autos aufgelistet. Aber wenigstens hatte man den Motelmanager vernommen, einen geschwätzigen Mann namens Wheaton, der sich eifrig bemüht hatte, hilfreich zu sein, das transkribierte Vernehmungsprotokoll umfasste vier Seiten, einzeilig beschrieben.
Fauchet fing an zu lesen. Oriol, so der Manager, sei gegen sechs Uhr eingetroffen, habe um eine Restaurant-Empfehlung gebeten und sei dann in ein Diner auf der anderen Straßenseite gegangen. Gegen halb acht hatte Wheaton sie zurückkehren gesehen. Um acht war Oriol wieder an den Empfangstresen gekommen und hatte um einen Haartrockner gebeten. Dem Manager war nichts Außergewöhnliches aufgefallen – Oriol wirkte gut gelaunt und hatte en passant über ihren Verlobten gesprochen.
Am darauffolgenden Morgen wunderte er sich, dass sie so lange schlief. Er hatte gedacht, dass sie sich rasch wieder auf den Weg machen wollte. Aber er ließ sie bis mittags in Ruhe, als er schließlich das Zimmermädchen losschickte. Er hörte Schreie, lief hin und sah die Frau vom Deckenventilator hängen, nachdem sie offenbar einen unter ihr befindlichen Stuhl mit den Füßen umgestoßen hatte. Von da an hatte der Manager gar nicht wieder aufgehört zu reden, er beklagte die Tragödie und die Auswirkungen aufs Geschäft, sagte, dass so etwas noch nie in seinem Motel passiert sei, und warum habe die Frau noch um einen Haartrockner gebeten, bevor sie sich umbrachte, sein Motel sei ein respektabler Ort, und so weiter, fast endlos, bis der Beamte freundlich, aber gekonnt die Vernehmung beendete.
Aber es war eine gute Frage: Wieso um einen Haartrockner bitten, den man am folgenden Morgen benutzen wollte, und sich dann erhängen? Spontane Selbstmorde, das wusste Fauchet aus ihrem Medizinstudium, gingen fast immer mit Drogen- oder Alkoholkonsum einher. Aber im toxikologischen Gutachten stand, dass Oriol weder das eine noch das andere im Körper gehabt hatte.
Das Zimmermädchen war ebenfalls vernommen worden, das Vernehmungsprotokoll war nur eine halbe Seite lang. Fauchet las es durch – es war ein hysterisches Geplapper.