Der Mann hob den Blick in den Nebel, der sich hinter William auflöste.
»Gibt es hier noch mehr von deiner Sorte, Junge?«
William schwieg. Der Mann seufzte, holte mit der Faust aus und versetzte ihm einen Hieb in die Magengrube. William krümmte sich, fiel von seinem Felsen und blieb würgend im Sand liegen. Der Mann packte ihn am Kragen und zog ihn hoch, als wäre er leicht wie eine Feder.
»Antworte mir, Junge. Ich habe nicht viel Zeit, und du willst bestimmt nicht, dass ich überstürzt frage.« Sein Tonfall war gelassen, doch er fasste an das Messer in seinem Gürtel.
William wischte sich den Mund an der Schulter ab, so gut es ging, und wandte dem Mann das Gesicht zu. Seine Augen brannten.
Die Schwester der Pfeifenraucherin setzte dem Theater jedoch ein Ende, indem sie dem Fragesteller ihre Muskete in die Rippen stieß.
»Wenn es noch mehr gäbe, Schwester, hätte ich sie längst gehört«, sagte sie ein wenig angewidert. »Soldaten sind nun mal nicht leise.«
»Das stimmt«, pflichtete ihr die Raucherin bei und zog die Pfeife aus dem Mund, um auszuspucken. »Der hier hat sich nur verlaufen, das siehst du doch. Und du siehst auch, dass er dir nichts sagen wird.« Sie grinste William vertraulich an, sodass ihr letzter gelber Eckzahn zum Vorschein kam. »Lieber sterben als reden, was, Junge?«
William neigte steif den Kopf, und die Frauen kicherten. Es gab kein anderes Wort dafür, sie
»Mach, dass du fortkommst«, sagte die Tante zu dem Mann und wies mit der Hand auf den Strand hinter ihm. »Sonst fahren sie ohne dich.«
Der Mann sah sie nicht an – sein Blick war unverwandt auf William gerichtet. Doch im nächsten Moment nickte er kurz und machte auf dem Absatz kehrt.
William spürte eine der Frauen in seinem Rücken; etwas Scharfes berührte sein Handgelenk, und die Kordel, mit der sie ihn gefesselt hatten, gab nach. Er hätte sich gern die Handgelenke gerieben, tat es aber nicht.
»Geh, Junge«, sagte die Pfeifenraucherin beinahe sanft. »Bevor dich noch einer sieht und auf dumme Gedanken kommt.«
Er ging.
Ganz oben am Strand blieb er stehen und blickte zurück. Die alten Frauen waren verschwunden, doch der Mann saß am Heck eines Ruderbootes, das sich schnell vom inzwischen fast leeren Ufer entfernte. Der Mann beobachtete ihn.
William wandte sich ab. Inzwischen war die Sonne zu sehen, ein blasser orangefarbener Kreis, der durch den Dunst brannte. Sie senkte sich dem Horizont zu, also früher Nachmittag. Er wandte sich landeinwärts und ging nach Südwesten, doch selbst als der Strand bereits längst außer Sichtweite war, spürte er noch ein Augenpaar in seinem Rücken.
Sein Magen schmerzte, und sein einziger Gedanke waren die Worte, die Leutnant Ramsay zu ihm gesagt hatte.
Kapitel 7
Eine ungewisse Zukunft
Die Briefe waren nicht alle datiert, aber manche waren es. Brianna blätterte vorsichtig das obere halbe Dutzend durch, und mit dem Gefühl, auf dem Gipfel einer Achterbahn zu schweben, wählte sie einen aus, auf dessen Außenseite
»Ich glaube, das ist der nächste.« Sie konnte nur mit Schwierigkeiten durchatmen. »Er ist – dünn. Kurz.«
So war es; es waren nicht mehr als anderthalb Seiten, doch der Grund für die Kürze des Briefes war offensichtlich; ihr Vater hatte ihn vollständig selbst geschrieben. Der Anblick seiner ungeschickten, hartnäckigen Handschrift tat ihr in der Seele weh.
»Wir werden niemals zulassen, dass ein Lehrer versucht, Jemmy zu zwingen, mit der rechten Hand zu schreiben«, sagte sie heftig zu Roger. »Niemals!«
Ihr Ausbruch überraschte ihn – und belustigte ihn zugleich ein wenig –, doch er stimmte ihr zu.